Gutshof im Oderbruch | Landlust
Entlang der Oder findet sich inmitten schmaler Straßen und holpriger Wege ein alter Gutshof, der liebevoll renoviert und gestaltet wurde. Der Hof bestand aus großem Wohnhaus, Ställen, verfallener Waschküche und Bäckerei und sehr viel Land drumherum. Das Anwesen sollte so wiederhergestellt werden, wie es in seinem Ursprung, vor zweihundert Jahren, war.
Alles, was gerettet werden konnte, wurde aufbereitet und alles andere alten Vorbildern nachempfunden. So auch drei von vier Säulen der Hofeinfahrt, von denen nur noch eine übrig geblieben war. Waschküche und Bäckerei waren so verfallen, dass sie abgerissen werden mussten, wodurch ein großer Vorrat an Ziegeln entstand, um diese Reparaturen und Nachbauten zu verwirklichen. Auch die meisten Fenster im Haus konnten nicht gerettet werden und mussten nach altem Sprossenraster und Maß nachgebaut werden. Die zweihundert Jahre alten Klappläden konnten hingegen erhalten bleiben und tun nach der Aufbereitung nach wie vor ihren Dienst.
Was die Raumgestaltung und das Interior Design im Inneren des Hauses angeht, haben sich die Bauherrren stark an den Restaurationsarbeiten am nahegelegenen Schloss Neuhardenberg orientiert. Dort verlegte Bodenplatten aus Ölschiefer gefielen den Bauherren so gut, dass sie auch in der Eingangshalle des Wohnhauses verlegt wurden. Die neuen Kiefernholzdielen, die nun in einigen der Wohnräumen liegen, behandelten die Bauherren nach dem Verfahren, nach dem auch im Schloss Neuhardenberg restauriert wurde – so wird die lichtbedingte Verfärbung des Holzes gestoppt und das edle Steingrau der Dielen bleibt für immer erhalten.
Der Innenarchitekt entwarf eine Zusammenstellung des Mobiliars in Zusammenarbeit mit den Bauherren aus verschiedenen alten Materialien und Gegenständen. So wurde die Brüstung der Galerie im Obergeschoss vom Bauherren aus Amerika mitgebracht. Ursprünglich befand sich diese in einem alten Landhotel. Auf dem vorgefundenen Terrazzoboden in der Küche stehen allerhand umgebaute und umfunktionierte Möbelstücke, die gemeinsam den Charme der Landküche ausmachen. Der Küchentresen für Herd und Spüle wurde aus einer alten Werkbank aus einer Zuckerfabrik gefertigt. Eine zehn Zentimeter dicke Buchenholzplatte aus einer ausrangierten Wäschemangel rundete den Look ab und schaffte gleichzeitig einen Arbeitsplatz zum Kochen und Arbeiten in der Küche. Oberhalb der Arbeitsfläche befindet sich eine Leiste mit Fleischerhaken aus einer amerikanischen Metzgerei, an der kunstvoll Töpfe und Tiegel für den Einsatz in der Küche hängen und der Geschirrschrank in der Küche war ursprünglich ein Garderobenspind, der so umfunktioniert wurde, dass er sich optisch und funktional charmant in die Küche integriert.
Ein wahres Highlight der Lichtplanung ist der zur Orangerie umgestaltete Schweinestall. Hier entfernten die Bauherren das gesamte Dach des Backsteingebäudes und ersetzten es durch ein Glasdach. So entsteht ein wunderbar heller Raum, in dem Pflanzen nebst einer gemütlichen Sitzecke ein angenehmes Winterquartier finden. Eine Fußbodenheizung unter dem Estrichboden sorgt dafür, dass die Temperaturen hier immer über null Grad Celsius bleiben und ein angenehmes Winterklima für sommerliche Pflanzen, wie Palmen oder Olivenbäume schaffen.
Foto: Ulrich Helweg, Produktion und Text: Carola Baumgarten